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HÄUFIGKEIT,VERLAUF UND FOLGEN DER BULIMIE
Häufigkeit
Wie die Magersucht tritt auch die Bulimia nervosa vor allem in modernen Ländern auf, wo Nahrung im Überfluss vorhanden und jederzeit verfügbar ist. Die bulimische Essstörung kommt mehr als doppelt so häufig vor wie die Magersucht: Etwa 2-3% der heranwachsenden Mädchen und Frauen leiden unter dieser Krankheit. Die meisten Betroffenen, sicher 90%, sind Mädchen und Frauen. Doch zunehmend berichten auch junge Männer, dass sie aus Angst vor dem Dicksein ihr Essverhalten kontrollieren und unter Heißhunger, Essanfällen und Gegenmaßnahmen wie Erbrechen leiden.
Bulimische Symptome, ohne dass alle Kriterien für eine Diagnose erfüllt sind, d.h. einzelne Merkmale wie Heißhunger, Essanfälle oder auch Erbrechen, treten bei sehr viel mehr Menschen auf. In bestimmten Bevölkerungsgruppen (z.B. bei jungen Frauen zwischen 20 und 30, die sich in Ausbildung befinden oder studieren) sind es mehr als 20%, die zumindest für einige Zeit bulimisches Essverhalten anwenden.
Verlauf
Bei den meisten Patientinnen mit Bulimia nervosa beginnt die Krankheit nach der Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter. Oft beginnt die bulimische Essstörung mit Diäten oder Schlankheitskuren, in deren Verlauf dann erstmals Heißhungergefühle und Essattacken auftreten. Nicht selten beginnt eine bulimische Erkrankung auch mit einer magersüchtigen Phase, manchmal führt auch eine Behandlung dazu, dass die Magersucht überwunden wird, also das Gewicht sich wieder normalisiert, jedoch Essanfälle und Gegenmaßnahmen wie z.B. Erbrechen hinzugekommen sind. Typisch für den Verlauf der Bulimie sind auch häufige Wechsel von normalem Essverhalten mit Phasen von bulimischen Merkmalen.
Langfristig werden etwa ein Drittel der Patientinnen wieder gesund, oft jedoch erst nach etlichen Jahren. Zwei Drittel der Patientinnen leiden sehr lange unter bulimischen Beschwerden, auch wenn es zwischenzeitlich immer wieder zu Normalisierungen kommt.
Folgen
Wie auch die Magersucht hat die Bulimie ausgeprägte körperliche und psychische Folgen. Auch der Körper der bulimischen Patientinnen leidet unter Mangelernährung! Zwar ist das Gewicht normal, jedoch wird die Nahrung auf sehr unausgewogene Art und mangelhaft zugeführt; außerdem führen die Essanfälle und die eingesetzten Gegenmaßnahmen zu teilweise erheblichen körperlichen Schäden.
Besonders häufig sind Störungen im Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt, die mit einem pathologischen Befund des Blutbildes einhergehen und zu ernsthaften Störungen des Kreislaufsystems und der Nierenfunktionen führen können. Die hormonellen Änderungen und Störungen sind vielfältig und betreffen v.a. die reproduktiven Funktionen, haben aber auch erhebliche Auswirkungen auf andere Organsysteme, u.a. den Hirnstoffwechsel. Weitere körperliche Folgen sind: Ausgeprägte Schäden des Zahnschmelzes (verursacht durch die Magensäure beim Erbrechen); Verletzungen, Risse und Entzündungen der Speiseröhre und des Schlundes; abnorme Vergrößerungen der Ohrspeicheldrüsen (bei Essanfällen und beim Erbrechen müssen ernorme Mengen an Speichel produziert werden); Menstruationsstörungen, Herzrhythmusstörungen.
Personen mit Bulimia nervosa leiden sehr häufig unter depressiven Störungen, die teilweise die Kriterien für eine schwere Depression erfüllen und behandelt werden müssen. Häufig sind die depressiven Beschwerden Folge der bulimischen Essstörung (bedingt durch soziale Isolation und Selbstwertprobleme), manchmal treten sie jedoch auch gleichzeitig oder schon vor Beginn der Bulimie auf.
Andere psychische Folgen und Begleiterscheinungen der Bulimie sind Angstsymptome (vor allem Angst vor sozialen Situationen), Abhängigkeiten (von Alkohol, aber auch von Tabletten), Schuldgefühle, Scham und eine auffällige emotionale Labilität.
Die psychische Labilität kann Folge wie auch Ursache der Bulimie sein. Wie bei der Magersucht sind die meisten Familien schnell überfordert mit der Situation des erkrankten Familienmitglieds, es kommt zu Spannungen und Konflikten, die die Problematik der Patientin weiter verschärfen können. Allerdings ist es auch typisch für bulimische Patientinnen, ihr gestörtes Essverhalten so lange wie möglich zu verbergen – die Bulimie gilt als "heimliche Krankheit".