Freitag, 4. November 2011

Suchtverhalten - ... Teil 2.5 Magersucht = Anorexia nervosa


HÄUFIGKEIT, VERLAUF UND FOLGEN DER MAGERSUCHT

Häufigkeit
Anorexia nervosa kommt in modernen Ländern, in denen Nahrung im Überfluss vorhanden ist, viel häufiger vor als in armen Ländern. Besonders in den Gesellschaften, wo ein Schlankheitsideal ausgeprägt ist, leiden mehr Menschen unter Magersucht. Mehr als 80% der Betroffenen sind Mädchen und Frauen, jedoch scheint es, als sei der Anteil der anorektischen Männer in den letzten Jahrzehnten gestiegen.
Bei heranwachsenden Mädchen und jungen Frauen liegt die Häufigkeit dieser Erkankung bei knapp 1%, d.h. fast jede 100. heranwachsende Frau leidet unter Anorexia nervosa.
Weit häufiger noch kommt es vor, dass junge Frauen unter einem großen Teil der typischen magersüchtigen Merkmale leiden, also auch erheblich essgestört sind, auch wenn sie nicht immer alle diagnostischen Kriterien erfüllen. Die genaue Häufigkeit bei Jungen und Männern kann nur geschätzt werden, sie ist deutlich niedriger, exakte Zahlen liegen bisher nicht vor.

Verlauf
Bei den meisten von Magersucht Betroffenen beginnt die Krankheit während oder kurz nach der Pubertät. In den letzten Jahren mehren sich Hinweise, dass auch sehr junge Mädchen im Alter von 10-12 Jahren schon magersüchtiges Verhalten entwickeln. Oft ist der Beginn der Essstörung mit belastenden Ereignissen verbunden, z.B. Konflikte in der Familie, Scheidung der Eltern, Wohnortwechsel, Studienbeginn oder andere einschneidende Veränderungen in der gewohnten Umgebung.

Der weitere Verlauf der Erkrankung kann sehr unterschiedlich sein. Einige überwinden die Störung nach nur einer Episode, die allerdings mehrere Monate oder sogar Jahre dauern kann. Andere erleben über viele Jahre einen Wechsel von Gewichtsabnahme und -zunahme.
Wieder andere entwickeln bulimische Symptome und überwinden zwar die Magersucht, leiden dann aber unter Bulimia nervosa. Und ein nicht geringer Teil entwickelt eine chronische Anorexie, d.h. nimmt weiter ab und bleibt über viele Jahre stark untergewichtig.
Langfristig schaffen es nur wenige Betroffene, die Magersucht aus eigener Kraft zu überwinden; viele entwickeln eine dauerhafte Essstörung, und etwa 10-15% der Magersüchtigen sterben an den Folgen ihrer Erkrankung. Damit ist die Anorexie die tödlichste psychische Störung, die wir kennen. Sehr häufig sind zusätzliche psychische Störungen zu beobachten, wie z. B. Depressionen, Zwangssymptome, Ängste, zumeist als Folge der Essstörung, manchmal als zusätzliche Komplikation oder auch als eine von vielen Ursachen.

Folgen

Jede Magersucht hat ausgeprägte körperliche und psychische Folgen. Auffälligste körperliche Folge der Anorexia nervosa ist das Untergewicht. Die Mangelernährung beeinträchtigt die meisten wichtigen Organe und kann eine Vielzahl von Symptomen hervorrufen. Auch das absichtliche Erbrechen, der exzessive Sport und der Missbrauch von Abführ- und Entwässerungsmitteln können erhebliche Störungen verursachen. Fast immer sind krankhafte Veränderungen im Blutbild (Anämie) und andere auffällige Laborbefunde zu beobachten (zuviel Cholesterin, erhöhter Blut-Harnstoff-Stickstoff, erhöhte Leberwerte).

Besonders besorgniserregend sind die Veränderungen im Elektrolythaushalt, die zu sehr ernsthaften Störungen des Kreislaufsystems und der Nierenfunktionen führen können. Die hormonellen Änderungen und Störungen sind vielfältig und betreffen v.a. die reproduktiven Funktionen, haben aber auch erhebliche Auswirkungen auf andere Organsysteme, u.a. den Hirnstoffwechsel. Krankhafte Befunde finden sich im EKG und im EEG, auch in der Computertomographie des Gehirns lassen sich ausgeprägte Veränderungen des Gehirnvolumens bei magersüchtigen Patienten nachweisen.
Ausgeprägte körperliche Beschwerden sind die Folge: Auszehrung, Hauttrockenheit, Änderungen der Hautbehaarung ("Lanugo"), verlangsamter Herzschlag, Ödeme, Hautverfärbungen, Schwellungen der Ohrspeicheldrüsen, Erosion des Zahnschmelzes (bei Erbrechen), niedriger Blutdruck, Herzrhythmusstörungen und – besonders schwerwiegend, weil nicht rückgängig zu machen – Osteoporose.
Psychische Folgen der Magersucht sind depressive Verstimmungen, Konzentrationsstörungen, Leistungsabfall, Zwangsverhalten, rigides Denken, soziale Isolierung, Ängste vor Öffentlichkeit, Einschränkung der emotionalen Erlebnisfähigkeit.

Nicht wenige der Betroffenen, die unter langdauernder Magersucht leiden, entwickeln so starke Depressionen, dass es zu Selbstmordversuchen kommt. Auch die familiären und sozialen Folgen der Anorexia nervosa sind gravierend. Die meisten Familien sind schnell überfordert mit der Situation des erkrankten Familienmitglieds, es kommt zu Spannungen und Konflikten, die die Problematik der Patientin weiter verschärfen können.





Suchtverhalten - ... Teil 2.4 Magersucht = Anorexia nervosa


Abnehmen um jeden Preis

Ob Fußballergattin oder Serienstar - superdünn ist chic in Hollywood. Auch hierzulande fasten zigtausende Mädchen und junge Frauen für noch dürrere Beinchen. Etliche Magersüchtige hungern sich zu Tode.

Magersucht beginnt oft harmlos: Sie finden sich pummelig, vielleicht wollen Sie nur zwei, drei Kilos abnehmen. Also reißen Sie sich zusammen, verzichten auf Schokoriegel, fangen an zu joggen. Und plötzlich ist es ganz leicht abzunehmen.

Stolz auf die eigene Leistung und motiviert von den Komplimenten der Eltern und Freunde hungern und rennen Sie weiter. Sie studieren Kalorientabellen, verbannen Frittiertes und Gebratenes vom Speiseplan. Später lassen Sie ganze Mahlzeiten ausfallen und kratzen die Butter vom Brot. Irgendwann haben Sie das Ziel aus den Augen verloren: Ihr Körper ist bis auf die Knochen abgemagert. Trotzdem finden Sie sich immer noch zu dick und setzen Vollkornbrot und Gemüsesuppe auf den Index. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist klar: Sie sind magersüchtig.

Magersucht ist eine typische Frauenkrankheit

In Deutschland ist etwa jede zweihundertste Frau irgendwann im Laufe ihres Lebens magersüchtig. Models, Ballett-Tänzerinnen und Turnerinnen sind besonders gefährdet. Zehn magersüchtigen Frauen steht nur ein männlicher Betroffener gegenüber.

Experten sehen mit Sorge, dass die Sucht zu hungern in immer früherem Lebensalter beginnt. Während bisher vor allem Teenager im Alter von 14 bis 16 Jahren in die Magersucht abrutschten, werden in Fachkliniken heute auch 10- und 11-jährige Mädchen behandelt.

Dem Phänomen Magersucht sind Wissenschaftler seit Jahrzehnten auf der Spur. Einige Anhaltspunkte für die Störung haben sie gefunden: Psychologische Faktoren spielen eine Rolle, aber auch genetische. Einschneidende Erlebnisse, zum Beispiel Hänseleien in der Schule, und äußere Einflüsse wie ein propagiertes Schlankheitsideal können die Ess-Störung auslösen. Sicher ist, dass mehrere Faktoren zusammenkommen müssen.

Kaiserin Sisi - die erste prominente Magersüchtige

Magersucht ist kein Zeitgeist-Phänomen. Beschrieben wurde sie schon im 17. Jahrhundert. Den wissenschaftlichen Namen Anorexia nervosa gab die Fachwelt der Krankheit vor mehr als 130 Jahren. Da steckte Sisi, die junge Kaiserin Elisabeth von Österreich, gerade mittendrin im Teufelskreis aus Fasten, Turnen und exzessivem Reiten. Anorexia nervosa bedeutet, frei übersetzt, "seelisch bedingte Appetitlosigkeit". Der deutsche Name Magersucht beschreibt die Krankheit besser.

Einmal gefangen, lässt die Ess-Störung viele ihr ganzes Leben nicht mehr los. Nur etwa jede Zweite schafft es, die Magersucht dauerhaft zu überwinden. Für jede Zehnte endet die Krankheit tödlich. Der ausgezehrte Körper stellt seinen Dienst ein und das Herz bleibt stehen.



Ich bitte um Entschuldigung, aber durch kleine Technische Fehler, wird es wahrscheinlich mehr Zeit in Anspruch nehmen, bis der nächste Blogpost hochgeladen werden kann. Vielen Dank.

Suchtverhalten - ... Teil 2.3 Magersucht = Anorexia nervosa

THERAPIE VON MAGERSUCHT

Esstörungen sind häufig auf tieferliegende seelische Ursachen zurückzuführen. Eine Behandlung, die nur auf die Beseitigung der körperlichen Symptome und Verhaltensweisen abzielt, kann keinen dauerhaften Erfolg versprechen.

Notmaßnahmen
Bei starkem Untergewicht und fortschreitender Verschlechter
ung des Gesundhei Lebensgefahr kann nicht nur durch die Abmagerung entstehen, sondern auch durch den Mißbrauch von abführenden und harntreibenden Mitteln. Der Mißbrauch führt zu starken Störungen des Elektrolythaushaltes.

Auch bei Magersüchtigen, deren Gewichtsabnahme nicht lebensbedrohlich ist, kann es sein, daß der chronische Hungerzustand erst beseitigt werden muß, bevor eine geeignete Therapie beginnen kann. Hunger beeinflußt das Denken und Handeln und kann es soweit verstellen, daß eine sinnvolle Therapie unmöglich ist.

Magersüchtige dürfen hierbei allerdings nicht gezwungen werden bis zum Normalgewicht zuzunehmen. Diese erzwungene Gewichtszunahme kann schlimmstenfalls zu Depressionen und Suizidgefährdung führen. Oftmals kann erst nach diesen Notmaßnahmen eine Behandlung im eigentlichen Sinne beginnen.



Ambulante Psychotherapie
Psychotherapie ist ein Weg der Bewältigung von Magersucht. Es gibt die Möglichkeit an einer Einzel- oder Gruppentherapie teilzunehmen. Ob eine Einzeltherapie oder eine Gruppentherapie durchgeführt wird, hängt davon ab, welche Form der Therapie für den Einzelfall als geeignet beurteilt wird.

Einzeltherapie findet meist 1 bis 2 mal wöchentlich statt. Hier hat man die Möglichkeit, gemeinsam mit TherapeutenInnen Probleme zu besprechen und aufzuarbeiten.

In den Gruppensitzungen sind neben den TherapeutenInnen noch andere Gruppenmitglieder anwesend. Meist trifft sich die Gruppe einmal pro Woche für 2 Stunden. Die TherapeutenInnen greifen während der Sitzungen regulierend in das Geschehen ein, geben Denkanstöße und helfen die richtigen Fragen zu stellen. Die Gruppe kann aus Mitgliedern bestehen, die alle an einer Essstörung leiden oder aus Mitgliedern mit unterschiedlichen Problematiken.



Stationärer Klinikaufenthalt
Ein stationärer Klinikaufenthalt wird dann erforderlich, wenn eine akute Gesundheitsgefährdung besteht. Weitere Gründe für einen Klinikaufenthalt bei Magersucht sind zusätzliche Medikamentenabhängigkeit oder ähnliches. In den Krankenhäusern findet Psychotherapie i.d.R. als Einzel- und Gruppentherapie statt. Meist in konzentrierterer Form als dies ambulant möglich ist. Durch den Klinikaufenthalt wird der Alltag zu Hause gelassen, was für eine Gesundung förderlich sein kann.

Vor Aufnahme in eine Klinik, sollte man sich über das jeweilige Therapieangebot der Klinik informieren und die Kostenübernahme klären. Dafür ist die Krankenkasse oder der Rentenversicherungsträger zuständig. Häufig haben die Kliniken bestimmte Aufnahmevoraussetzungen, welche erfragt werden können.

Suchtverhalten - ... Teil 2.2 Magersucht = Anorexia nervosa

URSACHEN DER MAGERSUCHT

In der Literatur existieren unterschiedliche Erklärungsmodelle zur Erklärung der Ursachen von Magersucht. Es gibt keinen universellen Ansatz. Nachfolgend werden vorerst drei allgemein akzeptierte Ansätze aufgeführt.

Familiendynamisches Erklärungsmodell
Die Familiendynamik betrachtet das System Familie als Ganzes und
untersucht die Interaktionen zwischen den Familienmitgliedern. Die Magersüchtigen werden nicht isoliert betrachtet, sondern im Familienkontext, z. B. die Beziehung zu Eltern und Geschwistern.

Magersucht tritt häufig in Familien mit starken Bindungen auf, in denen ein großes Harmoniebestreben herrscht. In diesem Familiensystem haben Magersüchtige als Symptomträger eine wichtige Funktion. Die Krankheit kann zur Aufrechterhaltung des Familienzusammenhaltes sowie der Ableitung von Spannungen und Konflikten dienen. Die Anforderungen an die Familienmitglieder sind in solchen Bindungsfamilien sind in der Regel sehr hoch. […]

Intrapsychische und intrapersonelle Selbstbehauptung
Aufgrund einer "Überangepaßtheit" in der Kindheit entwickeln einige Magersüchtige später ein Ohnmachtsgefühl gegenüber dem eigenen Körper. Häufig können Magersüchtige nur über die Kontrolle des eigenen Körpers und der Überwindung der Hungergefühle sich erleben. Aus diesem Grund gewinnt die Beschäftigung mit dem Körpergewicht an enormer Bedeutung.

Psychoanalytische - Triebtheoretische Erklärung
Dieses Modell versteht die Magersucht als eine Form der Abwehr sexueller Wünsche und als die Möglichkeit, psychosexuelle Entwicklungskrisen in der Pupertät zu beenden, um damit in die scheinbar heile Kinderwelt zurückzukehren.

Anzeichen dafür sind, daß der Körper um seine sekundären Geschlechtsmerkmale beraubt wird. So wird die sexuelle Signalwirkung des Körpers reduziert. Ebenso bestätigt das Ausbleiben der Monatsblutung die oben genannte These. Sexuelle Regungen werden bei Magersüchtigen häufig nicht oder angstbesetzt wahrgenommen.

Suchtverhalten - ... Teil 2.1 Magersucht = Anorexia nervosa



Magersucht (Im Modelbereich: Twiggy Style) ->

DEFINITION & ABGRENZUNG

Der Übergang von einer "normalen" Diät zur Magersucht ist oft fließend.

Der Begriff "Anorexia nervosa"
ist im Grunde eine Fehlbezeichnung für die Krankheit. Jedoch hat sich dieser Begriff allgemein eingebürgert. "Anorexia" stammt aus dem neulateinischen und bedeutet Appetitlosigkeit. Obwohl die Nahrungsaufnahme erheblich eingeschränkt wird, liegt die Ursache der Magersucht nicht in mangelndem Appetit. Im Gegenteil, Magersüchtige verspüren meist einen sehr großen Appetit, verleugnen diesen aber.

Magersucht ist eine psychosomatische Krankheit
Die Psychosomatik mißt psychischen Prozessen bei der Entstehung körperlicher Leiden eine wesentliche Bedeutung bei. Magersucht beruht demnach auf psychisch-körperlichen Wechselwirkungen. Sie zeichnet sich durch eine extreme Gewichtsabnahme bzw. Halten eines extrem niedrigen Gewichtes aus, begleitet von der Befürchtung, dick zu werden. Das niedrige Gewicht wird durch ungewöhnliche Eß- und Gewichtsregulationsverhalten und Verweigerung der Nahrungsaufnahme erreicht.

Risikogruppen
Magersucht tritt bevorzugt in der Mittel- und Oberschicht bei Mädchen in der Pubertät auf. Magersüchtige besitzen oftmals einen hohen Intelligenzgrad. Frauen in der Altersspanne vom 15. bis zum 25. Lebensjahr, gelten als Risikogruppe für Magersucht. Ca. 1% dieses Alterssegments ist an Magersucht erkrankt. Nur etwa 5% der Erkrankten sind Männer. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung tritt Magersucht relativ selten auf, allerdings seit den siebziger Jahren mit steigender Tendenz.

Abgrenzung von Magersucht gegenüber Bulimie (Eß- Brechsucht)
Dies wird dann schwierig, wenn der Gewichtsverlust nicht ausschließlich durch Einschränkung der Nahrungsaufnahme oder durch striktes Fasten, sondern mit Hilfe selbstinduziertem Erbrechen oder durch Mißbrauch von Abführmitteln herbeigeführt wird. Beide Formen der Eßstörung treten zum Teil in Kombination, zum Teil nacheinander auf und neigen zu chronischen Verläufen.

Diät und Magersucht
Fast jede Frau hat schon einmal eine Diät gemacht. Durch das in den Medien propagierte übertriebene Schlankheitsideal fangen immer mehr junge Mädchen an, extrem auf ihr Gewicht zu achten. Anfänglich unterscheiden sich die Verhaltensweisen der an Magersucht Erkrankten nicht von denen, die eine Schlankheitskur machen. Der Unterschied wird allerdings sichtbar, wenn das zu Beginn der Diät erwünschte Gewicht erreicht ist. Spätestens dann beenden Menschen mit gesunder Körperwahrnehmung ihre Fastenkuren und kehren zu ihren normalen Eßgewohnheiten zurück. Magersüchtige hungern jedoch weiter, auch wenn sie ihr zuvor angestrebtes Zielgewicht längst unterschritten haben. Sie finden ein immer niedrigeres Wunschgewicht. Ist dies erreicht, verschiebt es sich wieder weiter nach unten. Sie hungern auch dann weiter, wenn ihr Gewicht bereits gesundheitsschädliche und bedrohliche Ausmaße angenommen hat



Dienstag, 1. November 2011

Suchtverhalten - ... Teil 1.3 Adipositas = Fettsucht

Risiken bei Adipositas

1. Erhöhter Blutdruck (Hypertonie)
50 Prozent aller Hypertoniker sind adipös. Erhöhter Blutdruck (Hypertonie) ist die häufigste Begleiterkrankung von Adipositas. In der NHANES-II-Studie konnte in der Gruppe der 20- bis 75-jährigen, bei einem BMI > 27, ein dreimal höheres und bei 20- bis 45-jährigen ein sechsmal höheres Auftreten von Bluthochdruck festgestellt werden. Weitere Studien kamen zu vergleichbaren Ergebnissen.
Gewichtsabna
hme führt regelhaft zu einer Senkung der Blutdruckwerte.

2. Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ 2)
80 Prozent aller Diabetiker sind adipös. Zahlreiche Untersuchungen belegen einen engen Zusammenhang zwischen Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2. Bereits ein BMI im oberen Normalgewichtsbereich erhöht das Diabetesrisiko. Das Risiko eine Zuckerkrankheit zu entwickeln ist bei einer stammbetonten Fettverteilung (bauchbetont) höher als bei hüftbetonter Fettverteilung. Daneben steigt das Diabetesrisiko auch mit der Dauer der Adipositas an.

3. Fettstoffwechselstörungen wie Hyperlipidämie (zu hoher Gehalt an Blutfetten) und Dyslipidämie (Störung des Blutfettgehaltes)
50 Prozent aller Personen mit Fettstoffwechselstörungen sind adipös. Man findet bei adipösen Menschen hauptsächlich eine Erhöhung der Trigl
yzeridspiegel im Blut, die zu einer Absenkung des HDL-Cholesterins führt. Das Gesamtcholesterin und entsprechend das LDL-Cholesterin steigen weniger dramatisch an als die Triglyzeridspiegel. Besonders problematisch ist das LDL-Cholesterin bei abdominal (bauchbetont)-adipösen Patienten.

4. Koronare Herzerkrankung, Herzinsuffizienz
Das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden bzw. an einem Herzinfarkt zu versterben, steigt mit zunehmendem BMI an. Herzinsuffizienz ist eine häufige Komplikation bei starkem Übergewicht und eine wesentliche Todesursache. Das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist abhängig von der Dauer des Übergewichts. Die Entwicklung einer Herzinsuffizienz wird begünstigt durch das gleichzeitige Vorhandensein von Bluthochdruck und Diabetes melitus Typ 2.

5. Schlaganfall
Das Schlaganfallrisiko steigt ebenso mit zunehmenden BMI. Bei Frauen ist das Schlaganfallrisiko mit einem BMI > 27 um 75 % höher und mit einem BMI > 32 um 137 % höher als mit einem BMI im Normalbereich.

6. Mortalität (Sterblichkeit)
Ab einem BMI > 25 beginnt die Sterblichkeit zu steigen. Der Anstieg der Sterblichkeit ist bis zu einem BMI von 30 nicht besonders ausgeprägt. Ab einem BMI > 30 steigt die Sterblichkeit, gleich welcher Ursachen, deutlich an. Besonders betroffen sind Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei denen die Sterblichkeit um 50-100 % höher liegt, im Vergleich zu Personen mit einem BMI zwischen 20 und 25.

7. Schlafapnoe-Syndrom (Atempause im Schlaf)
Übergewicht ist ein Hauptrisikofaktor für die Entwicklung des Schlafapnoe-Syndroms. Etwa zwei Drittel aller Patienten mit Schlafapnoe-Syndrom sind adipös.

8. Gicht
Mit zunehmendem Körpergewicht steigt das Risiko, eine Gicht zu entwickeln, an. In zahlreichen Untersuchungen zeigte sich eine Wechselbeziehung des Gewichtes mit der Harnsäurekonzentration im Blut. Noch stärker als mit dem Gewicht korreliert der Taillen-/Hüftumfang mit der Erhöhung der Harnsäure-Konzentration im Serum.

9. Gallenblasenerkrankungen
Neben anderen Risikofaktoren erhöht die Fettsucht das Risiko zur Bildung von Gallensteinen erheblich.

10. Orthopädische Komplikationen
Durch die übermäßigen Belastungen der Wirbelsäule und der unteren Extremitäten begünstigt Fettsucht das Auftreten von Arthrosen und Rückenschmerzen.

11. Psychosoziale Komplikationen
Durch die negative Bewertung des Übergewichtes durch die Gesellschaft kann es zu psychosozialen Komplikationen kommen.
In den letzten Jahrzehnten sank das gesellschaftliche Ansehen der Adipösen aufgrund der Jugend- und Fitnessorientierung ganz erheblich. Dadurch stieg die soziale Diskriminierung an. Übergewichtige Menschen werden seltener als Freunde akzeptiert, gelten als weniger sympathisch und weniger attraktiv. Das Gewicht wirkt sich nachweisbar auch auf das durchschnittliche Einkommen und auf berufliche Aufstiegschancen aus. Ihnen werden Adjektive wie: "willensschwach", "ungeschickt" und "hässlich" zugeschrieben.


Suchtverhalten - ... Teil 1.2 Adipositas = Fettsucht

Gründe für Adipositas

1. Genetik
Genetische Faktoren spielen für die Entstehung von Adipositas häufig (60-80 %) eine bedeutende Rolle. Die Erbanlagen können beispielsweise zu einer vermehrten Nahrungsaufnahme, zu einem verminderten Energieumsatz oder einer bevorzugten Energiespeicherung in Form von Fett führen. Diese Veranlagung kombiniert mit einem Kalorienüberschuss aufgrund einer fettreichen Ernährung und Bewegungsmangel führt zu Adipositas.

2. Umweltfaktoren
Die Fähigkeit Energie (Fett) zu speichern stellte in Zeiten limitierter Nahrungsressourcen und somit während des größten Teiles der menschlichen Evolution, einen Selektionsvorteil dar und konnte so genetisch fixiert werden. Erst in der heutigen Zeit mit einer fast unlimitierten Nahrungsmittel-Versorgung in einigen Regionen der Erde, erweisen sich die gleichen Erbanlagen als ungünstig für Gesundheit und Überleben.

3. Psychologische Gründe
Eine Vielzahl psychischer Störungen können zu Adipositas führen. Vor allem Störungen des Essverhaltens wie die Binge-Eating-Störung oder depressive Störungen, die mit einer übermäßig kalorienreichen Ernährung einhergehen ("Essen aus Kummer", "Kummerspeck").

4. Regulation der Nahrungsaufnahme
Früher gab es selten ein im Übermaß vorhandenes Nahrungsangebot. Es war für den Körper überlebensnotwendig Energiereserven (Fettdepots)
zu haben um Zeiten der Nahrungsknappheit zu überstehen.
Die Drosselung der Nahrungsaufnahme durch die Sättigung dient nicht dazu, die Energieaufnahme zu blockieren, sondern zu optimieren. Eine zeitliche Begrenzung der Nahrungsaufnahme ist wichtig, um dem Körper die Zeit zu geben, die Nahrungsbestandteile zu verdauen und aufzunehmen.
Sättigung entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel zwischen dem Magen-Darm-Trakt und dem Zentralnervensystem. Die Energieaufnahme bei sehr energiedichten, fettreichen Nahrungssubstanzen ist in vergleichbaren Zeiträumen höher als bei voluminösen aber insgesamt energieärmeren Nahrungssubstraten (Kohlenhydrate, Eiweiße, insbesondere Ballaststoffe). Diese grundlegenden Regulationsmechanismen werden sehr stark durch den Verstand und von sensorischen Einflüssen verändert. Der Genuss der Nahrung überspielt sehr schnell die Sättigungsregulation und begünstigt eine übermäßige Energieaufnahme.

Notwendigkeit einer Behandlung von Adipositas

Gemäß den Richtlinien der Deutschen Adipositas-Gesellschaft besteht bei einem BMI von mehr als 30 grundsätzlich die Notwendigkeit einer Behandlung. Die Eckpfeiler der Behandlung sind Änderung des Essverhaltens, Ernährungsumstellung, Steigerung der körperlichen Aktivität und Erarbeiten von Lösungen für Konflikte und Probleme. Eine Behandlung von Übergewicht (BMI 25-29,9) muss erfolgen, wenn gewichtassoziierte Symptome (Dyspnoe, Gelenkschmerzen etc.) und/oder Folgeerkrankungen vorliegen und/oder psychosozialer Leidensdruck besteht. Liegen keine begleitenden Probleme vor, wird geraten, das Körpergewicht mindestens zu halten bzw. optimalerweise beständig zu reduzieren.

Eine Gewichtsreduktion sollte nicht durchgeführt werden in der Schwangerschaft, der Stillzeit, bei konsumierenden Erkrankungen wie Tuberkulose oder Krebs und anderen akuten Erkrankungen. Im höheren Lebensalter (> 70 Jahre) sollte eine Gewichtsreduktion, auf den Einzelfall bezogen, sehr kritisch hinterfragt werden. Bei chronischen Erkrankungen müssen Nutzen und Risiken gegeneinander abgewogen werden.

Suchtverhalten - ... Teil 1.1 Adipositas = Fettsucht



Adipostitas Grad II und III


Adipositas ( Fettsucht ) zeigt sich in sichtbarem Übergewicht und stark entwickeltem Fettgewebe. Nur selten liegen Stoffwechselerkrankungen vor. Von Adipositas spricht man ab einem BMI (Body-Mass-Index) von mehr als 30. Übergewicht und Adipositas sind definiert als eine Vermehrung des Körpergewichtes durch eine übermäßige Ansammlung von Fettgewebe im Körper.

Klassifizierung von Adipositas

Die Klassifizierung der Adipositas erfolgt mit Hilfe des Body-Mass-Index (BMI).

Übergewicht und Adipositas werden anhand des BMI wie folgt eingestuft:


BMI

Normalgewicht

19-24,9

Übergewicht

25-29,9

Adipositas Grad I

30-34,9

Adipositas Grad II

35-39,9

Adipositas Grad III

> 40

Eine weitere Hilfsgröße für die Klassifizierung der Adipositas ist der Taillenumfang. Ein leicht bzw. stark erhöhtes Risiko liegt gemäß WHO vor, wenn der Taillenumfang bei Männern über 94 bzw. 102 cm und bei Frauen über 80 bzw. 88 cm liegt.

Von abdominaler Adipositas (bauchbetont) spricht man wenn der Quotient aus Taillen- und Hüftumfang (waist-hip-ratio, WHR) bei Männern über 1,0 und bei Frauen über 0,85 liegt.


Häufigkeit von Adipositas

Jeder zweite erwachsene Deutsche ist übergewichtig (BMI = 25-30) und jeder fünfte bis sechste adipös (BMI > 30) . Die Tendenz ist steigend. Schon bei Schulkindern liegt der Anteil adipöser Kinder (BMI > 30 ) bei ca. 15 %. Frauen sind von Adipositas häufiger betroffen als Männer.

Suchtverhalten - Abhängigkeiten im Alltag


Liebe Leser und Leserinnen,
passend zu dem Kompendiumsthema der diesjährigen 10. Klassen:
Suchtverhalten – Abhängigkeiten im Alltag“ starte ich hier auf dem Blog eine kleine Serie.


Themen:
- Adipositas
- Anorexia nervosa
Bulimie (Bulimia nervosa)