Gründe für Adipositas
1. Genetik
Genetische Faktoren spielen für die Entstehung von Adipositas häufig (60-80 %) eine bedeutende Rolle. Die Erbanlagen können beispielsweise zu einer vermehrten Nahrungsaufnahme, zu einem verminderten Energieumsatz oder einer bevorzugten Energiespeicherung in Form von Fett führen. Diese Veranlagung kombiniert mit einem Kalorienüberschuss aufgrund einer fettreichen Ernährung und Bewegungsmangel führt zu Adipositas.
2. Umweltfaktoren
Die Fähigkeit Energie (Fett) zu speichern stellte in Zeiten limitierter Nahrungsressourcen und somit während des größten Teiles der menschlichen Evolution, einen Selektionsvorteil dar und konnte so genetisch fixiert werden. Erst in der heutigen Zeit mit einer fast unlimitierten Nahrungsmittel-Versorgung in einigen Regionen der Erde, erweisen sich die gleichen Erbanlagen als ungünstig für Gesundheit und Überleben.
3. Psychologische Gründe
Eine Vielzahl psychischer Störungen können zu Adipositas führen. Vor allem Störungen des Essverhaltens wie die Binge-Eating-Störung oder depressive Störungen, die mit einer übermäßig kalorienreichen Ernährung einhergehen ("Essen aus Kummer", "Kummerspeck").
4. Regulation der Nahrungsaufnahme
Früher gab es selten ein im Übermaß vorhandenes Nahrungsangebot. Es war für den Körper überlebensnotwendig Energiereserven (Fettdepots) zu haben um Zeiten der Nahrungsknappheit zu überstehen.
Die Drosselung der Nahrungsaufnahme durch die Sättigung dient nicht dazu, die Energieaufnahme zu blockieren, sondern zu optimieren. Eine zeitliche Begrenzung der Nahrungsaufnahme ist wichtig, um dem Körper die Zeit zu geben, die Nahrungsbestandteile zu verdauen und aufzunehmen.
Sättigung entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel zwischen dem Magen-Darm-Trakt und dem Zentralnervensystem. Die Energieaufnahme bei sehr energiedichten, fettreichen Nahrungssubstanzen ist in vergleichbaren Zeiträumen höher als bei voluminösen aber insgesamt energieärmeren Nahrungssubstraten (Kohlenhydrate, Eiweiße, insbesondere Ballaststoffe). Diese grundlegenden Regulationsmechanismen werden sehr stark durch den Verstand und von sensorischen Einflüssen verändert. Der Genuss der Nahrung überspielt sehr schnell die Sättigungsregulation und begünstigt eine übermäßige Energieaufnahme.
Notwendigkeit einer Behandlung von Adipositas
Gemäß den Richtlinien der Deutschen Adipositas-Gesellschaft besteht bei einem BMI von mehr als 30 grundsätzlich die Notwendigkeit einer Behandlung. Die Eckpfeiler der Behandlung sind Änderung des Essverhaltens, Ernährungsumstellung, Steigerung der körperlichen Aktivität und Erarbeiten von Lösungen für Konflikte und Probleme. Eine Behandlung von Übergewicht (BMI 25-29,9) muss erfolgen, wenn gewichtassoziierte Symptome (Dyspnoe, Gelenkschmerzen etc.) und/oder Folgeerkrankungen vorliegen und/oder psychosozialer Leidensdruck besteht. Liegen keine begleitenden Probleme vor, wird geraten, das Körpergewicht mindestens zu halten bzw. optimalerweise beständig zu reduzieren.
Eine Gewichtsreduktion sollte nicht durchgeführt werden in der Schwangerschaft, der Stillzeit, bei konsumierenden Erkrankungen wie Tuberkulose oder Krebs und anderen akuten Erkrankungen. Im höheren Lebensalter (> 70 Jahre) sollte eine Gewichtsreduktion, auf den Einzelfall bezogen, sehr kritisch hinterfragt werden. Bei chronischen Erkrankungen müssen Nutzen und Risiken gegeneinander abgewogen werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen